Der „Stehende Rupert“ Taler 1623 bis 1711 – zur Feintypologie der Salzburger Taler des 17. Jahrhunderts.
Im Jahr 1623 gab es in der Münzstätte Salzburg eine Vielzahl von Neuerungen. Die moderne Walzenprägung wurde im großen Stil begonnen und die alten Münznominale des 16. Jahrhunderts, die seit Leonhard von Keutschach den Münzumlauf bestimmten, wurden ersetzt. Der Heller, Pfennig und Zweier (2 Pfennig) wurden durch den Pfennig, Halbkreuzer und Kreuzer ersetzt und erhielten neue Münzbilder. Auch der Taler wurde revolutionär umgestaltet. Seit der ersten regulären Prägung unter Matheus Lang von Wellenburg (damals noch Guldiner) zeigten die Taler auf der Vorderseite das Wappen des Erzstifts und des Erzbischofs nebeneinander, auf der Rückseite den thronenden Heiligen Rupert (Ausnahme; die Guldiner Herzog Ernst von Bayerns). Unter Wolf Dietrich von Raitenau ( ab 1594 ) wurde die Vorderseite modifiziert und zeigt nun nur noch ein großes Wappen (Familienwappen mit integriertem Wappen des Erzstiftes). Dieser Talertyp wurde von Markus Sitticus von Hohenems und Paris Lodron bis 1624 geprägt.
Der neue Talertyp ( ab 1623 ) zeigt nun auf der Vorderseite die Madonna mit dem Kind, die schützend über dem Familienwappen des Erzbischofs sitzt. Die Rückseite zeigt den stehenden Heiligen Rupert, vor sich (zu Füßen) das Wappen des Erzstiftes Salzburg. Dieser Talertyp (Stehender Rupertus) wurde bis 1711 von fünf Erzbischöfen geprägt. Bei oberflächlicher Betrachtung wirkt der Taler, der fast 100 Jahre geprägt wurde, gestaltungsmässig monoton. Das Münzbild beinhaltet jedoch einige Variationen an Stilen und Stempelschnitt.
Bei der Neueinführung des Talers traten die meisten Typenvarianten auf, da man sich über die endgültige Gestaltung offensichtlich noch nicht einig war. Der erste Taler aus dem Jahr 1623 zeigt auf beiden Seiten als Einfassung von Rupert und Madonna den einfachen Schnurkreis der Taler des 16. Jahrhunderts.
Hier muss der Entschluss gefallen sein, den Heiligen Rupert als Schutzheiligen des Erzstiftes hervorzuheben. Das führte zu den beiden Talerstempeln mit den Arabesken um den Heiligen Rupert. Damit war man jedoch nicht zufrieden und prägte Ende 1624 den Taler mit einem in zwei Hälften durchlaufendem Blütenkranz um den Heiligen Rupert. Auf der Madonnenseite wurde der einfache Schnurkreis als Einfassung beibehalten.
Damit war der Talertyp geboren, der mit kleinen Variationen bis 1711 geprägt wurde.
In weiterer Folge unterscheiden sich die Taler typologisch in 2 Details: der „Einfassung“ des heiligen Rupert (ab 1624 Blütenkranz mit unterschiedlichen Trennbeizeichen) und den wechselnden Formen der Wappenkartuschen.
Die wechselnde „Einfassung“ des Heiligen Rupert :
Schnurkreis: a) 1623
Arabesken: b) 1624 leere Bogenkreise
c) 1624 Bogenkreise mit Lilien ?
Blütenkranz: d) 1624 -1629 zweiteilig.
e) 1630 – 1632 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Querband mit Bändern.
f) 1633 – 1637 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Stern.
g) 1638 – 1639 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Blüte mit Bändern.
h) 1640 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Blüte
i) 1641 – 1644 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Querband mit Bändern
j) 1645 - 1646 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Blüte mit Bändern.
k) 1647 – 1660 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Stern.
l) 1661 – 1699 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Stern mit Bändern.
m) 1700 – 1711 vierteilig, bei 3 und 9 Uhr Blüte
Die jahresmässige Auflistung der Trennzeichen im Blütenkranz ist nicht ausschliesslich, es finden sich immer wieder Ausnahmen innerhalb der Gruppen: so liegen mir etwa Taler von 1635 und 1649 mit dem "Querband mit Bändern" vor, obwohl beide Jahrgänge normal den Stern aufweisen. Beide Taler mit dem "falschen" Trennzeichen weisen eine umgeschnittene Jahreszahl auf.
Die Wappenkartuschen der Vorder- und Rückseiten:
Die Wappenkartuschen änderten sich in den ersten Jahrzehnten der Prägungen öfter, seit 1654 bis 1709 sind sie fast unverändert. Franz Anton Harrach setzt bei den beiden letzten Prägungen 1709 und 1711 den Fürstenhut auf das Familienwappen.
Familienwappen mit sich ändernden Kartuschen 1623 – 1711:
Die Wappenkartuschen unter Paris Graf Lodron sind im frühbarocken Stil gehalten. Ab dem Jahr 1630 findet man eine wesentlich feiner ausgeführte Wappenkartusche (siehe Wappen 1631). Dies weist auf den Stempelschneider Peter Seel hin, der seine Arbeit aufgenommen hat. Eine interessante Variante der Wappenkartuschen weisen die Taler 1638 bis 1646 auf: Die Umrahmung wird rechts und links oben von auswärts blickenden Adlerköpfen verziert ( siehe Wappen 1641 ).
Aus der Reihe fällt auch die darauf folgende Kartusche 1647 bis 1654: Der untere Abschluss wird rechts und links statt mit barocken Wulstelementen mit wenigen Linien skizziert.
Ab 1654 bis 1709 ändert sich kaum etwas an der mit hochbarocken Wulstkränzen und Schneckenelementen ausgestatteten Wappenkartusche. Franz Anton ließ die 3 letzten Taler dieses Typs 1709 – 1711 mit einfacherer Wappenkartusche, jedoch zusätzlich gekrönt vom Fürstenhut, prägen.